Am Mittwoch kommt zu unserer sonstigen „Elefantenarbeit“ noch das Waschen hinzu. Dazu reiten wir auf den Elefanten in den Fluss. Dort sitzen wir ab und die Elefanten können sich hinlegen. Jetzt können wir uns hinter die Elefanten stellen (auf keinen Fall vor sie, das wäre gefählich, wegen ihren Beinen) und sie mit Wasser bedecken und sie mit den Händen abschruben.
Das ist einer meiner lieblings Punkte des Projekts! Die Elefanten scheinen das Baden wirklich zu genießen. Normalerweise haben die Freiwilligen nicht viel Kontakt zu den Mahouts, doch im Fluss haben wir alle zusammen mit den Guides eine Wasserschlacht. Ich muss zwar mächtig aufpassen, dass ich nicht von der Strömung weggespült werde, aber es macht einen heiden Spaß!
Danach steht ein Ausflug zum „Kleinen Wasserfall“ an.
Eine ganze Weile fahren wir dorthin – über Straßen, auf denen manchmal ganze Rinderherden Rast machen. Danach liegt noch eine 15-Minuten Wanderung durch den Dschungel vor uns bis wir beim Palatha Wasserfall ankommen. Wir freuen uns alle bei dem Anblick (fragt mich nicht warum, aber fallendes Wasser ist immer der Hit)!
8 m ist der Wasserfall hoch mit Kaskaden. Das Wasser ist Schlamm-braun und nicht sehr einladend. Ich muss an meine französische Zimmernachbarin, Charlotte, denken, die mir etwas von Blutegeln in Flüssen erzählt hat. Just in dem Moment erklärt der Guide, es gebe auch Piranhas in den Gewässern. Freundlicherweise fügt er dann noch: „Not here, not here“ hinzu.
Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich in diese braunen Dschungelgewässer stürzen will…
Doch die Guides sind schon ins Wasser gesprungen und winken uns zu und so gebe ich mir einen Ruck und tue es ihnen gleich. Normalerweise habe ich erdrückende Angst davor, ins Wasser zu gehen, wenn ich den Boden nicht sehen kann. Aber hier verflüchtigt sich diese Angst sofort. Ich schwimme los und klettere dann über die (ziemlich spitzen) Felsen auf die erste Kaskade. Ein Guide klettert voraus und zeigt uns den sichersten Weg – wo die Steine am wenigsten rutschig sind und wir am besten nicht gleich von einer Strömung mitgerissen werden oder in eine Felsspalte fallen. Die größte Hürde ist eine 3 m hohe Felswand, an die ich mich klammere wie eine Katze an einen Kratzbaum, um herauf zu kommen. Knapp über die Hälfte unserer Gruppe versucht und schafft den Platz zum Springen zu erreichen.
4-5 m ist der hoch, schätze ich. Von so weit oben bin ich noch nie gesprungen und als ich nach unten schaue frage ich mich, was zur Hölle ich hier tue. Dieses Mal bin ich mir sicher, dass ich eigentlich nicht will. Aber einen anderen Weg gibt es nicht, also Augen zu und durch!
Und es lohnt sich: zu Springen ist das geilste Gefühl überhaupt und meine Mitfreiwillige Lisa und ich klettern gleich noch ein zweites Mal hoch und springen! Wasserfälle erklimmen muss mein neues Hobby werden!
Alle, die oben ankommen trauen sich zu springen, auch wenn es bei einer eine geschlagene Viertelstunde dauert. Die arme!
Freitag steht das absolute Highlight der Elefantenwoche an, der Trip zum größten Wasserfall Thailands. Um den zu erreichen machen wir uns schon Donnerstags auf den Weg. Wie jeden Morgen und Vormittag fahren wir davor aber natürlich noch zur Bananenplantage und ins Elefantencamp. Für die Leute, die nur eine Woche bleiben, ist es jetzt schon Zeit, sich von den Elefanten zu verabschieden. Daher dürfen wir auch noch einmal ausreiten.
Dann sitzen wir auch schon wieder im Truck und starten einige Zeit später unsere erste richtige Dschungelwanderung. Diese soll mit Pausen 5 Stunden lang sein (eine Zeitangabe der Guides, die man glücklicherweise mal nicht verdoppeln muss!).
Durch den Dschungel zu wandern ist einfach unglaublich! Die Vegetation ist dicht und alles ist saftig grün. Die Felsen sind bedeckt mit Moos, überall wächst Farn oder winden sich schlanke Bäume wie Sprungfedern um andere Stämme.
Nach einer Weile erreichen wir einen Fluss. Dort wartet ein Schlauchboot auf uns 11 (2 Guides, 8 Freiwillige und ein kannadischer Tourist, den ich hier Drake nenne, weil er immer damit angibt, dass Drake aus Kanada kommt). EIN Schlauchboot für 11 Leute! Als wir einer nach dem anderen hineinsteigen wir immer deutlicher, dass das ziemlicher Wahnsinn ist!
Doch unsere Guides legen typisch thailändische Gelassenheit an den Tag. „No problem, no problem“ – wird schon alles passen… Und es passt auch, jedoch mit 30 cm Wasser im Boot! Egal, Füße hoch, wir fahren ja nur kurz!
Tatsächlich erreichen wir das Ufer ohne zu sinken. Dort gibt es erst Mal Lunch. Einfacher Gemüsereis, ehrlich gesagt mein liebstes thailändisches Essen. Wir verschlingen das Essen auf einem auf dem Boden liegenden Ast wie die Hühner auf der Stange.
Dann geht es weiter auf schmalen Trampelpfaden die hügelige Landschaft hoch.
Die Regenzeit ist wirklich nicht die perfekte season für die Wanderung! Der Boden ist schlammig und rutschig und oft laufen wir nicht auf Wegen, sodern durch kleine Wasserläufe. Selbst ich in meinen Wanderschuhen rutsche einmal aus. Das zeigt ganz gut wie körperlich, aber auch psychisch anstrengend die Wanderung ist. Ich lege einen ordentlichen Bauchplatscher hin und lache mich dann, mit dem Gesicht im Schlamm, über mich selbst kaputt.
Es ist ein Glück, dass der Dschungel so schön ist! Da und dort blühen rote Blüten und an einigen Stellen tummeln sich Gruppen kleiner zitronengelber Schmetterlinge. Wenn man auf sie zu läuft, wirbeln sie alle um einen herum, wirklich magisch!
Die Wanderung ist nämlich wirklich anstrengend. Ich bin lange Wanderungen gewöhnt, doch nicht in dem Klima. Ich laufe zwar mit an der Spitze, gehe dafür aber auch an meine Grenzen. Irgendwann fängt es auch noch an zu regnen. Dann müssen wir die Regenmäntel anziehen, obwohl man sich darin immer zu Tode schwitzt.
Ab einem Punkt geht es aber glücklicherweise nur noch bergab. Damit wir dort nicht ausrutschen, fällen die Guides Bambus mit ihren Macheten und geben uns die Stangen als Gehstock. Die Guides sind generell sehr kreativ, die benutzen den Bambus als Steg über einen breiten Wasserlaf und basteln uns Fächer, Hüte und Ketten aus den Pflanzen.
Wir kämpfen uns den Berg runter durch Pflanzen, die so hoch sind wie ich, zwischen denen es gar keinen Weg mehr gibt. Nach 4-5 Stunden kommen wir tatsächlich an!
Und zwar an unserem Campingplatz und der ist eine echte Überraschng! Wir campen nicht mitten im Dschungel, sondern auf einem überdachten Platz mit einem Toilettenhaus, das direkt daneben liegt. Angeblich gibt es noch einen Laden, doch der besteht nur aus einer Kuhltruhe mit Getränkedosen und einem Tisch mit 3 verschiedenen Schokoriegeln… Na ja, besser als nichts und wir kriegen ja auch noch Abendessen.
Danach schleppen wir uns zu einem anderen Toilettenhaus, das auch Duschen hat. Leider ist das einen gefühlten halben Kilometer weit weg. Dort teilt man sich die Dusche mit Mosquitos, Spinnen und Motten und warmes Wasser ist ein Glücksfall (danke Universum oder Gott oder meinetwegen auch Buddha, das ich auch mal Glück habe!). Dummerweise ist meine Kleidung durchgeschwitzt und bis zu den Knien nass und schlammig und ich habe keine Wechselkleidung. Egal, Hose auswaschen, T-Shirt gegen den Hoody tauschen und zusammenreißen!
Eigentlich will ich früh schlafen gehen, doch meine Mitfreiwilligen haben ihre Energie zurück erlangt und quatschen zusammen am Tisch. Nach 1-2 Stunden gebe ich das mit dem Einschlafen auf und setzte mich dazu. Wir reden eine Menge Quatsch, spaßen und haben einen echt schönen Abend!
Drake kauft sich wie angekündigt Alkohol, stellt dann aber fest, dass ihm der zu stark ist und ich haue die Hälfte davon weg in der Hoffnung, dann wie ein Stein zu schlafen (klappt nicht…).
Irgendwann gehen wir doch ins Zelt, wo ich bis 2 die Decke anstarre. Dann gehe ich OHNE LICHT auf das GRUSELIGSTE Kloh der Welt! Das ist ein von dämmrigem Licht beleuchtetes Beton-Labyrinth mit Kabinen mit Plumskloh und großen Steinbecken voll schwarzem Wasser… Unglaublicherweise habe ich keine Angst und kann danach sogar schlafen (Alkohol klappt doch…?).
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Wasserfall auf einem recht ebenen, wirklich schönen Pfad. Es dauert auch nur eine halbe Stunde bis wir den Thee Lor Su erreicht haben. Der ist einfach unglaublich und die Fotos werden ihm kaum gerecht!
Dort gehen wir klettern (wer möchte) bis zur höchsten Kaskade unter dem eigentlichen Wasserfall. Der kurze Weg hat es in sich, die Steine sind sehr rutschig und ich bin überrascht, dass keiner die Kaskade runter ´nen Abflug macht! Wir stehen dort, wo das fallende Wasser aufkommt, unter einer Riesendusche also! Schon vom danebenstehen wird man klitschnass.
Bei den niedrigeren Kaskaden dürfen wir auch schwimmen. Viel Zeit haben wir aber nicht, schließlich müssen wir auch wieder zurück wandern.
Und da beginnt der Horror: Ohne Ersatzkleidung wandere ich auch in halb nassen Sachen… Bis zum Campingplatz ist noch alles okay, doch schon da merke ich, dass ich nach Schwimmen und Klettern jetzt eigentlich keine Lust mehr habe. Da beginnt dann die 3 Stunden Wanderung!
Wir nehmen einen anderen Weg zurück als hin, was ich erst für eine gute Idee halte, doch schon nach kurzer Zeit verfluche ich diesen Weg. Wir gehen über eine betonierte Straße, die sich größtenteils schon in kleine Steinchen auflöst. Im Gegensatz zum Dschungelpfad ist der Weg in keiner Weise ansprechend. Das Wandern fühlt sich sinnlos an und ohne schöne Aussicht frage ich mich, warum man es uns nicht erspart hat. Die Straße windet sich eine geschlagene Stunde in Kurven einen Berg hoch. Das ist wie ein nie enden wollender Höllenpfad!! Noch eine Kurve und noch eine Kurve und noch eine…
Essen kriegen wir erst, wenn wir oben sind, dabei ist mir schon schlecht vor Hunger (etwas worüber ich mich nach dem Dienst beschwert hab. Hungernd wandern? – keine gute Idee!)! Ich bin körperlich noch nie so an meine Grenzen und darüber hinaus gegangen und das sage ich wirklich nicht nur so daher! Ich könnte einfach so losheulen… Meine Mitfreiwilligen sehen genauso fertig aus.
Auf der Bergspitze schauffele ich das Essen in mich hinein, als wäre ich eben eine Woche lang hungernd durch die Gegend geirrt. Ich bin unglaublich froh, dass ich häufiger wandere, denn dadurch reicht mir diese Pause um wieder vollständig fit zu sein. Über eine Stunde bergrunter laufen später hat sich die Motivation jedoch in Aggression umgewandelt. Meine Oberschenkel brennen und mir tun die kompletten Beine weh! Außerdem geht mir meine Tasche unglaublich auf die Nerven! Ich würde sie am liebsten auf den Boden schmeißen und sie den gesamten Weg zurück vor mich her treten! Ich bin wirklich kein aggressiver Mensch, aber gerade bin ich unglaublich sauer, verfluche meine Tasche und diesen Weg!
Zum Glück ist Zorn ein guter Antrieb und so bin ich der Gruppe bald mehrere 100m voraus. Die einzige, die noch mithält ist meine Mitfreiwillige Selina, mit der ich den Weg über quatsche (wenn ich die Puste dazu hab).
Wir halten die Wanderung alle durch, selbst Jackie, die Knieprobleme hat und vom Guide gestützt werden muss. Was man alles durchsteht, wenn man sich sagt „Ich darf nicht die/ der sein, die/ der zuerst schlapp macht“!
Mit dem Wandern ist es aber natürlich noch nicht getan, nein, jetzt gehen wir raften! Und so sitzen wir wieder in unserem Schlauchboot.
Die Strecke für das Rafting ist wirklich wunderschön! Wir fahren durch eine Schlucht mit hohen Felswänden. Das Ufer mit seinen Bäumen mit Luftwurzeln und den Felsen sieht toll aus. Das ist eine so perfekte Location, dass ich mich frage, ob die bei Germany´s next Topmodel je in Thailand waren. Ich wünsche mir auf jeden Fall meine Fotografenfreindin Tanja her!
Wir fahren unter den Felswänden durch, die unten wie eine halb offene Höhle sind Dort sind die Steine voller Spalten und Löcher, sodass ich mich sorge, dass entweder gleich ein Riesenstück davon abbricht und auf uns drauffällt oder eine ganze Schar Fledermäuse heraus fliegt.
Zu unserem Pech beginnt es zu regnen. Wir zittern alle vor Kälte und sind einfach insgesamt fertig. Die Raftingtour dauert , glaube ich, 1 1/2 Stunden. Danach werden wir in den Truck verfrachtet und fahren noch 40 Minuten durch Kälte und Regen bis wir beim Umphang House ankommen. Dort können wir endlich entspannen.